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Hat die deutsche Immobilienwirtschaft die digitale Transformation verpasst?

Aktualisiert: 8. Apr.

Ein netter Plausch mit Michael Kürschner zur Digitalisierung der Immobilienbranche, SAP vs. Planon, und was uns sonst noch so beschäftigt.



Heute habe ich die Ehre, mit meinem ehemaligen Kollegen Michael Kürschner zu sprechen. Michael hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert und seinen beruflichen Einstieg im Facility Management – damals noch auf Nutzerseite – gefunden. Über diverse interne IT-Projekte hat er seine Liebe zur Beratung entdeckt.


Heute ist Michael Senior Manager bei Deloitte und als Experte weltweit für die digitale Transformation in der Immobilienwirtschaft unterwegs.


Wir werden über die Herausforderungen der digitalen Transformation in der Immobilienbranche sprechen, über seine Eindrücke aus Saudi-Arabien und natürlich über eines seiner Lieblingsthemen: Planon



Nico Pohl: Michael, es ist schön, dich wiederzusehen! Lass uns direkt einsteigen. Du bist ja viel in der Welt unterwegs, zuletzt in Saudi-Arabien. Erzähl, wie waren deine Eindrücke?


Michael Kürschner: Hallo Nico, freut mich auch! Saudi-Arabien war eine sehr bereichernde Erfahrung und es war toll, mal ein für mich noch unbekanntes Land zu bereisen und zu entdecken. Es ist faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Kulturen, Landschaften und Klimazonen sind – ich habe geschwitzt, gefroren, bin durch trockne Gebirgslandschaften gefahren und fand mich plötzlich in grün blühenden Oasen wieder.


Nico Pohl: Du hast gerade das Thema Kultur angesprochen. Mit der Vision 2030 ist Saudi Arabien aktuell in Aufbruchsstimmung. Wie macht sich das in der Arbeitswelt bemerkbar?


Michael Kürschner: Eine Sache, die mir sofort aufgefallen ist, ist die extreme Internationalisierung. Experten aus allen Ländern kommen hier zusammen und arbeiten gemeinsam. Das fand ich sehr spannend. Man bekommt den Eindruck, dass hier wirklich geballtes Fachwissen aufeinandertrifft und die Besten in einer sehr respektvollen und anerkennenden Weise zusammenarbeiten.


Nico Pohl: Apropos Experten: Ich habe dich immer als „Planon-Experten“ bei mir abgespeichert. Vielleicht kannst du Planon kurz vorstellen, falls unsere Leser diesen Anbieter noch nicht kennen.


Michael Kürschner: Klar, gerne! Also historisch gesehen begann Planon als Instandhaltungstool für den Philips-Konzern. Planon bietet ein Computer-Aided Facility Management System (CAFM) zum Management von Unternehmensimmobilien an. Es ist erschreckend, aber ich habe bereits vor 21 Jahren, damals noch als dualer Student, meinen ersten Zugang zum System bekommen. Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich meine gesamte Karriere lang immer wieder Berührungspunkte mit dieser Software haben würde (schmunzelt).


Nico Pohl: Ich glaube es war 2023, als die Partnerschaft zwischen SAP und Planon verkündet wurde. Mit Sicherheit ein Meilenstein in der Geschichte von Planon. Wie siehst du diese Entwicklung?


Michael Kürschner: Ich finde die Partnerschaft ist der richtige Weg. Planon ist ein starkes Tool für das Management von Unternehmensimmobilien und zielt mit Aquisen auch auf die übrige Immobilienwirtschaft. SAP kann damit seine Position erweitern und ein umfassendes IT-Ökosystem für die Immobilienwirtschaft schaffen. Früher musste sich der Kunde entscheiden: Führe ich für die Instandhaltung meiner Immobilien ein SAP PM oder Planon ein? Beim Verwalten von Mietverträgen konkurrierte Planon mit dem RE-FX von SAP. Die Partnerschaft beider Unternehmen beruht auf einer gemeinsamen Vision. SAP hatte mit RE-FX primär den institutionellen Immobilienmarkt fokussiert. Mit Planon kann ein breiterer Markt bis in das Corporate Real Estate adressiert werden.


Man darf auch nicht vergessen, dass Planon zu Schneider Electric gehört. Schneider Electric ist einer der größten Hardware-Anbieter für die technische Gebäudeausstattung und auch führend in Smart Building. Es ist also genau genommen eine Dreiecksbeziehung mit dem Ziel, sämtliche immobilienspezifischen Anforderungen in einer Lösung abdecken zu können – soweit zumindest die Vision, die ich sehr spannend finde!


Nico Pohl: Wenn wir von technischen Anbindungen an SAP sprechen, darf natürlich eine Sache nicht fehlen: Die BTP!


Michael Kürschner: Ja, das ist ein gutes Stichwort. Die Business Technology Plattform (BTP) ist quasi der „Kleber“ zwischen SAP und Planon.  Die SAP BTP vereint Datenmanagement, Analytik, Anwendungsentwicklung und Integrationsfähigkeiten in einer einheitlichen Umgebung.


Nico Pohl: Die technischen Lösungen stehen also bereit, nun müssen die Marktteilnehmer mitziehen. Was sind die größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation in der Immobilienwirtschaft? Sind wir schon bereit für die große KI-Wende?


Michael Kürschner: Viele Unternehmen bearbeiten aktuell ihre Hausaufgaben. Es geht darum, Prozesse zu vereinfachen, zu digitalisieren und eine solide Datenbasis zu schaffen. Erst dann lassen sich KI und andere innovative Technologien sinnvoll einsetzen.


Nico Pohl: Ist nach deiner Wahrnehmung die KI schon in der Praxis angekommen?


Michael Kürschner: KI ist natürlich in aller Munde, aber einige Unternehmen identifizieren noch, wie sie KI effektiv nutzen können. Es braucht eine gewisse Basis, um die Daten zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen oder Automationen zu realisieren. Es freut mich aber zu sehen, dass sich durch die Diskussionen rund um KI, Unternehmen wieder mehr mit der Analyse und Optimierung bestehender Prozesse beschäftigen. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung und schafft das Fundament zur digitalen Transformation.


Nico Pohl: Wo siehst du die größten Trends in der Immobilienwirtschaft?


Michael Kürschner: Neben KI sind das Themen wie Sensorik, neue Arbeitsweisen und natürlich die mobilen Anwendungen in der Cloud. Wenn Prozesse schlank und simpel sind, können diese leichter automatisiert werden. Simple Prozesse können auch leichter mit Daten befüllt werden, da kommen Sensoren als Datenquelle ins Spiel. Die KI kann diese Daten wiederum aufbereiten, fehlende Daten ermitteln oder auch bei der Analyse und dem Process Mining unterstützen. Aber die Basis ist und bleibt, dass Unternehmen ihre Prozesse End-to-End abbilden. Außerdem möchte ich hier auch nochmal eine Lanze für die Cloud brechen.


Die Cloud ermöglicht es, flexibler zu sein, Innovationen schneller zu nutzen und mit anderen Lösungen zu interagieren. Somit können Unternehmen sicherstellen, technologisch up to date zu bleiben.


Nico Pohl: Was rätst du Unternehmen, die jetzt in die Cloud einsteigen wollen?


Michael Kürschner: Sie sollten sich gut vorbereiten und die Sicherheitsaspekte nicht vernachlässigen. Es ist wichtig, die Cloud-Lösung und Infrastruktur dahinter sorgfältig auszuwählen.


Nico Pohl: Ein großes Thema ist ja auch das Ende von SAP RE-FX. Mit Ende meine ich, dass es keine Weiterentwicklungen mehr geben wird. Was bedeutet das für die Unternehmen?


Michael Kürschner: SAP setzt jetzt voll auf Planon als Partnerlösung für Immobilien. Unternehmen, die heute REFX einsetzen, müssen sich also überlegen, wie sie in Zukunft ihre Prozesse verbessern wollen, wenn die Innovationen bei REFX ausbleiben.


Nico Pohl: Noch eine These à la Bild-Zeitung zum Abschluss: „Saudi Arabien hängt Deutschland in der Digitalisierung ab“ – gehst du da mit?


Michael Kürschner: Nein, ich finde das kann man so pauschal sowieso nicht einordnen. Ich sehe viele deutsche Unternehmen, die bereits fortschrittlich unterwegs sind. Saudi Arabien hat aktuell eine Art „Momentum“ und es ist mitreisend zu sehen, wie sich die Akteure der Immobilienwirtschaft dort digital aufrüsten. Mit Blick auf die politische Lage in Deutschland und dem geplanten Investitionsvolumen kann so ein „Momentum“ auch hier entstehen.


Nico Pohl: Das macht Hoffnung! Michael, vielen Dank für das spannende Gespräch!



Sind Sie bereit für die digitale Transformation? Lassen Sie uns darüber sprechen!


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